Manchmal ist es schöner etwas noch nicht zu wissen, um es dann später in einem Film, einem Buch oder Hörbuch selbst zu erfahren.
Harry Potter war im Kino wie auch als Buch und sicher auch darüber hinaus ein absoluter Verkaufsschlager, der seine Autorin (Joan K. Rowling) schon nach dem Erscheinen des ersten Bandes zu einer weltweiten Berühmtheit machte. Weil sie uns in den insgesamt 7 Bänden am Leben und besonders an den Abenteuern ihrer Figuren – Harry, Hermine, Ron und aller anderen – teilhaben ließ, erwuchsen in unseren Köpfen nicht nur die Geschichten in unseren gedanklichen Phantasiewelten zum Leben, es kamen vielmehr auch Fragen auf, die man sich zur eigentlichen Geschichte von Harry Potter stellte. Einige dieser Fragen wurden in einer der späteren Geschichten beantwortet, andere erst im letzten Band und einige sogar gar nicht.
Doch je mehr Fragen in uns heranwuchsen, umso größer wurde die Neugier auf den 7. und letzten Band vor dessen Erscheinungstermin. Der Verlag hüllte sich diesbezüglich, wie die Autorin selbst auch, in einen Schleier des Schweigens. Schließlich sollte jeder Leser für sich selbst nach dem Erscheinungstermin herausfinden können, wie alles zuende geht. Man wollte seitens des Verlages sicherstellen, dass niemand, der mit diesem riesigen Projekt zu tun hatte, schon vorab etwas in die Öffentlichkeit ausplapperte.
Das führte teilweise sogar zu recht kuriosen Auswüchsen. So verlangte der Verlag zum Beispiel von den Druckereien, dass die Seiten des Buches teilweise im Dunkeln gedruckt werden mussten. Das Sicherheitspersonal in diesen Druckereien wurde erhöht und jeder Mitarbeiter musste eine Vertraulichkeitsvereinbarung unterzeichnen, nach der er seinen Job verlieren konnte, sollte er auch nur ein Sterbenswörtchen des Inhaltes an die Öffentlichkeit verraten. Der Verlag darüber hinaus vor, die jeweiligen Sprachausgaben in Ländern zu produzieren, welche der im Buch gedruckten Sprache nicht mächtig waren.
Viele Fans versuchten übrigens ihrerseits, eventuellen Vorab-Veröffentlichungen über den Inhalt aus dem Weg zu gehen, weil sie sich das Erlebnis der eigenen Erkenntnis während des Lesens nicht nehmen lassen wollten.
Und doch passierte es, dass in den Tagen vor der Veröffentlichung Inhalte aus dem Buch an die Öffentlichkeit gelangten.
Ähnlich ist das bei einem guten Kinofilm, auf den man sich wochen- wenn nicht sogar monatelang im Vorfeld bereits gefreut hat. Schließlich kommt der große Abend und man macht es sich mit Freunden im Kino gemütlich und blickt gespannt auf die große Leinwand, als sich das Licht endlich für die Vorstellung verdunkelt. Als die Spannung des Filmes gerade seinen ersten Klimax erreicht, beginnt plötzlich jemand drei Reihen weiter hinten im Saal seinem Sitznachbar lauthals zu verkünden „Du weisst ja, ich hab den schon gesehen. Das schaffen sie jetzt noch, aber am Ende, da sterben die eh alle – echt grandios inszeniert!“. Das ist der Moment, in dem man sich umdrehen möchte, um den „Vorhersager“ nicht nur mit Blicken zu töten.
Dies waren nur zwei Beispiele für einen Vorgang, der allgemein hin als spoilern bekannt ist, und der nichts anderes bedeutet als etwas im Vorfeld zu verraten, das eigentlich noch geheim sein sollte. Bei uns im Forum gibt es deshalb eine sogenannte Spoiler-Funktion, mit der man diese Geheimnisse zwar schreiben aber vor den Augen der anderen verstecken kann. Sie werden erst dann sichtbar, wenn man auf einen speziellen Button klickt oder mit der Maus darüber fährt. Somit hat jeder Besucher des Forums es selbst in der Hand, ob er sich spoilern möchte oder nicht.
Der Hintergrund dieser Funktion ist ebenso einfach erklärt. Innerhalb eines Alternate Reality Games kann es ja hin und wieder mal dazu kommen, dass Aufgaben mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden gelöst werden müssen. Dazu kommt noch: Was für den einen supereasy ist, kann für den anderen schon wieder extrem schwierig sein, je nachdem wo die eigenen Interessensgebiete liegen und wie sie ausgeprägt sind. Damit aber trotzdem jeder erstmal selbst versuchen kann, die Aufgabe zu lösen – wenn er das möchte, wird die Lösung innerhalb eines solchen Spoiler-Bereiches versteckt. Auf diese Weise erfährt der Versuchende zwar, dass schon jemand die Lösung gefunden hat, aber noch nicht wie die Lösung ausschaut oder welcher Weg zur Lösung geführt hat. Wenn man es ganz richtig machen will, kann man den Spoiler-Bereich übrigens noch in zwei oder mehr Bereiche aufteilen, je nachdem wie viele Schritte für die Lösung notwendig sind. So kann man die anderen Teilnehmer nach und nach an die Lösung heranführen und sie können Schritt für Schritt kontrollieren, ob ihr Lösungsweg ebenfalls richtig ist.
Bei uns im ARG-Reporter-Forum sieht das dann so aus. Leider gibt es die Webseite des Puzzle-Trails Sunny Side Lane nicht mehr, bei der Drakurius hier den anderen Community-Mitgliedern mit seinen zwei Spoilern unter die Arme greift.
Wenn ihr also niemandem mehr den Genuss am Konsum eines Werkes verderben wollt, dann achtet darauf, dass ihr ihm oder ihr in Zukunft die Informationen vorenthaltet, die wesentliche Handlungselemente des Filmes, Buches, Hörbuches oder der Serie preisgibt, während ihr von Eurem Besuch des Filmes oder dem Lesen des Buches erzählt – es sei denn die zuhörende Person bettelt euch an, diese Informationen mitzuteilen 😉
Bildnachweis: Unsere heutige Artikel-Grafik verwendet ein Foto von Jillie the Great (Lizenz: CC BY-NC-SA 2.0)