Anonymus – Shakespeare oder nicht Shakespeare?

Es ist alles nur geklaut? – Bei manchem Shakespeare-Liebhaber mag der am Donnerstag bei uns in den Kinos startende, neue Film von Roland Emmerich ein bisschen klingen wie blanker Hohn, baut seine Geschichte doch auf Gerüchten und historisch offenen Möglichkeiten gleichermaßen auf, um Shakespeare seiner Kunst zu berauben. Hintergrund für den Film ist aber viel mehr der seit Jahren andauernde Streit zwischen Stratfordianern und Oxfordianern, zweier Gruppen, die über den wahren Shakespeare seit eh und je in einer Kluft der Argumente liegen.

Während es für die Stratfordianer völlig klar ist, dass es nur einen wahren Shakespeare gegeben hat und dieser seine Texte selbst geschrieben hat, stehen die Oxfordianer auf dem Standpunkt, dass Edward de Vere, der 17. Earl of Oxford und gleichzeitig der eigentliche Urheber jener Werke ist, die heutzutage Shakespeares Handschrift tragen. Der Film zeigt uns eindrucksvoll, wie es dann doch dazu kam, dass Shakespeare seine Unterschrift unter de Veres Werke setzen konnte. Einige der Thesen hierzu lassen sich zum Beispiel auch in dem bereits 1920 von J. T. Looney veröffentlichten Buch „Shakespeare identified“ nachlesen, das nicht zuletzt ebenfalls dazu beitrug, diese Kluft zwischen den Anhängern der beiden Parteien deutlich zu vergrößern und dessen Thesen auch heute Anlass für heftige Diskussionen sind.

Genau das macht diesen Film aber so interessant für uns Alternate Reality Game Fans. Wir lieben es schließlich, Verschwörungstheorien gemeinsam auf den Grund gehen zu können. Es hätte also wunderbar gepasst, um die nebulösen Wirklichkeit der Person William Shakespeares herum ein Alternate Reality Game zu erstellen und damit gleichzeitig auch den Film zu bewerben. Leider gibt es jedoch noch kein ARG zu diesem Film.

Hier kannst du dir selbst einen Eindruck von dem Film machen:

[youtube]DsdxvEakTag[/youtube]

 

Auf der diesjährigen StoryDrive Konferenz der Frankfurter Buchmesse hatten wir die Möglichkeit, an einem Pre-Screening des Films teilzunehmen. Ohne mich vorher über den Film in irgend einer Art und Weise informiert zu haben, ließ ich mich auf dieses Pre-Screening ein und schon nach den ersten Szenen setzten bei mir die ARG-Gedanken ein. Emmerich entführt uns über drei verschiedene Zeitebenen in die Geschichte und das Leben des Earls of Oxford. Diesem wird jedoch, obwohl er das Theater liebt, jegliche öffentliche künstlerische Entfaltung untersagt. Er nimmt deshalb heimlich Kontakt zu einem Autoren auf, der die Werke unter seinem Namen veröffentlichen soll. Ihm erscheint diese Sache allerdings etwas heikel obgleich der Earl ihn dafür gut bezahlt. Als dann auch noch der Schauspieler Shakespeare davon Wind bekommt, gehen die beiden einen Deal ein und letzterer veröffentlicht die Werke unter seinem Namen.

Das was hier zusammengefasst in wenigen Zeilen erzählt wird, hat Drehbuchautor John Orloff viel weiter ausgeschmückt und mit ihm das elisabethanische England für uns wieder zum Leben erweckt. Die Bürger dieser Zeit haben nicht viel zu lachen, wenn auch sie sich von der Unterhaltung durch die Theater angezogen fühlen. Hier können sie sich in der Welt verlieren, die für sie auf der Bühne dargestellt wird, weswegen es häufig auch zu einer art interaktivem Austausch der Zuschauer mit den Schauspielern auf der Bühne kommt.

Die Einblicke in das elisabethanische England werden dabei zusätzlich durch einige schön animierte Kamerafahrten angereichert. So hat man als Zuschauer die Möglichkeit, ähnlich wie der Pöbel jener Zeit bei einer Aufführung im Theater, sich ganz in dem Film zu verlieren und ihn womöglich im Kopf noch weiterzuspinnen.

Nach dem Pre-Screening gab es dann das, was der Film sicher bald noch viel stärker auslösen wird, wenn er erst einmal in den Kinos angelaufen ist: Eine Diskussion. Genauer gesagt war es eine Podiumsdiskussion, die von Hellmuth Karasek moderiert wurde. Als weitere Gäste der unterhaltsamen Runde fanden sich natürlich der Regisseur des Films (Roland Emmerich), der Präsident der Deutschen Shakespeare-Gesellschaft (Prof. Dr. Tobias Döring), der Autor des Buches „Der Mann, der Shakespeare erfand (Dr. Kurt Kreiler) sowie einer der bekanntesten Shakespeare-Übersetzer (Frank Günther) auf der Bühne ein.

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Einige fotographische Einblicke in die Podiumsdiskussion

 

Als Einstieg in die Diskussion verlangte Karasek von allen zunächst einmal ein kurzes Statement zum Film abzugeben. Seltsamerweise wurde von einigen auf der Bühne bemängelt, dass sie sich in den verschiedenen Zeitebenen des Filmes nicht zurechtfanden. Dies kann ich nicht bestätigen, da mir die Zeitebenen vollkommen logisch und gut eingesetzt sowie absolut nachvollziehbar erschienen. Direkt nach dieser ersten Statement-Runde nahm die Diskussion dann jedoch an Fahrt auf und die beiden Fronten – wir erinnern uns: Stratfordianer und Oxfordianer – verhärteten sich auf der Bühne zu einer Mauer des Schweigens, wie sich Hellmuth Karasek zwischenzeitlich ausdrückte. Zu einem eindeutigen Ergebnis, ob Shakespeare nun Urheber ist oder nicht, kam die Gruppe auf dem Podium allerdings nicht. Das Gespräch musste nach den dafür vorgesehenen 45 Minuten beendet werden.

Natürlich muss ich an dieser Stelle meinen einführenden Satz „Es ist alles nur geklaut?“ noch revidieren, denn „richtiges Klauen“ kann man Shakespeare trotz diverser Thesen gar nicht vorwerfen. Er hat allenfalls seinen Namen für etwas gegeben, dass ihn zu einem der berühmtesten Dichter und Autoren dieser Welt machte. Aber macht Euch einfach selbst ein Bild davon und geht ruhig mal wieder ins Kino. Es lohnt sich bei diesem Film wirklich. Und außerdem bin ich auf eure Meinung dazu gespannt.

Katharina war mit Doro und mir zusammen in dem Pre-Screening. Auch sie hat ihre Gedanken dazu veröffentlicht. Ihr könnt sie hier frisch gebloggt nachlesen.

Das Transmedia Manifest

Flying Sparks – Nach zwei Monaten voller intensiver und kollaborativer Arbeit war es gestern Abend um 17 Uhr auf der StoryDrive Konferenz der Frankfurter Buchmesse soweit. Von den Organisatoren der StoryDrive als High Flyer eingeladen, die Zukunft des Storytelling näher zu betrachten, stellten wir die Früchte unserer Arbeit während der Open Stage Session vor. Die Geheimnisse der letzten Wochen und Monate wurden gelüftet.

Das vielschichtige Ergebnis unserer Arbeit lässt sich dabei grob auf zwei Ebenen zusammenfassen. Zum einen erwuchs aus unseren Ideen ein Transmediales Story-Universum rund um die Geschehnisse der Teilnehmer einer Datingplattform. Zum anderen definierten sich aus unserer Arbeit heraus elf Thesen, die unter dem Titel Transmedia Manifest zusammengefasst wurden.

Das Transmedia Manifest wird dabei auch durch die Definition des sogenannten Experiencers eingeleitet, da wir heute schon nicht mehr nur Leser, Zuschauer, Benutzer oder Spieler sondern eine Mischung aus all diesen Bereichen sind:

„The art of storytelling has always been subject to change. Through the process of digitalization and the accompanying media convergence, we’re now on the verge of a quantum leap. We are no longer viewers, listeners, readers, users, or players.Today, we are “experiencers”, whose roles and behaviors change based on how we use and approach media.

With this reality in mind, we take this opportunity to propose eleven theses on the future of storytelling.“

Die Thesen decken dabei jeweils einen von elf grundlegenden Transmedia Bereichen ab. Hierbei geht es unter anderem um Fiktion und Realität, multiple Einstiegsmöglichkeiten, Transmedialität, Unendlichkeit aber durchaus aus Monetarisierung und Kollaboration. Das gesamte Transmedia Manifest steht dabei auf der gleichnamigen Webseite für alle Interessierten zur Verfügung.

Dort sind auch noch einmal alle Mitglieder des High Flyer-Teams aufgeführt, die gemeinsam ihr Wissen und ihren Input in dieses Projekt haben fließen lassen.

Das Team der Flying Sparks - High Flyer (Fotograf: Andreas Wichmann)

Wer möchte, der kann die Vorstellung des Manifests und des umgebenden Transmedialen Story-Universe auch heute Abend noch einmal live auf der Frankfurter StoryDrive erleben. Sie findet um 17 Uhr in der Open Stage Session im Kino der Konferenz statt.

Da es während der Open Stages leider wenig Möglichkeiten für Fragen und Antworten gibt, steht am Freitag zwischen 14 Uhr und 14:45 Uhr das Team für ein Werkstatt-Gespräch zur Verfügung. Hier lassen sich die High Flyer über die Schulter blicken und beantworten Fragen zu ihrem Transmedia Manifest und dem Transmedialen Story-Universe.

Flying Sparks – Funkenflug über Deutschland

Funkenflug - Photograph: Henry Mühlpfordt (Wimox @ Flickr, Lizenz CC 2.0)

Funkenflug über Deutschland – Zum zweiten Mal wird im Rahmen der Frankfurter Buchmesse eine Konferenz stattfinden, die die es sich zum Ziel gesetzt hat, die drei Unterhaltungsbereiche Film, Spiel und Buch miteinander zu verweben. Allen drei ist in jedem Fall eins gemeinsam: es sind Medien in denen seit jeher auf verschiedenste Art und Weise Geschichten erzählt werden. Eine Konferenz wie die StoryDrive ist somit ein guter Nährboden für bereichsübergreifende Funkenflüge, eine Stätte zum Ideenaustausch und zum Sammeln von Anregungen für die Zukunft dieser Bereiche und somit auch die Zukunft des Storytelling, aus der sich auch der diesjährige Leitspruch der Konferenz ableitet: „Storytelling & Storyselling„.

Weit im Vorfeld der Konferenz hatte die Organisatorin und Verantwortliche der Frankfurter StoryDrive-Konferenz, Britta Friedrich, einer Idee der Berliner Agentur Newthinking Communications zugestimmt. Mit Andreas Wichmann und Sandra Mamitzsch von Newthinking suchte man gemeinsam 9 junge, aufstrebende Autoren, die sich auf eine neue Art des Geschichten-Erzählens einlassen wollten oder dies vielleicht in ihren bisherigen Bereichen sogar schon taten.

Mit mehreren Treffen in Berlin und viel kollaborativer Arbeit über das Internet ist bereits jetzt ein spannendes Transmedia Storytelling Projekt entstanden, dass während der Frankfurter StoryDrive Konferenz an jeweils zwei Abenden für alle Interessierten vorgestellt und präsentiert werden wird.

Um was es sich dabei genau handelt, darf jedoch an dieser Stelle noch nicht verraten werden. Das Autoren-Team um dieses Geheimnis herum besteht aus folgenden Teilnehmern:

Maike Coelle, Autorin und Dramaturgin für audiovisuelle Medien
Kristian Costa-Zahn, Head of Creation UFA Lab / UFA Interactive
Dorothea Martin, Transmedia Storytelling und Konzeption, Verlag Das Wilde Dutzend
Holger Schmidt, Theaterwissenschaftler & Publizist
Gregor Sedlag, Designer, Illustrator und Comicautor
Philipp Zimmermann, Freier Autor, UFA Lab
Maike Hank, Redakteurin DER FREITAG und Autorin
Katharina Kokoska, Web Consultant & Bloggerin von Frisch-gebloggt.de
Patrick Möller, Transmedia Storyteller, Community Manager und Blogger von ARG-Reporter.de 😉

Aber auch wenn wir uns noch ein bisschen in Schweigen hüllen müssen…: In nicht einmal mehr 10 Tagen wird das Geheimnis gelüftet werden.

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Frankfurter Buchmesse

12. – 16. Oktober 2011

Frankfurter Buchmesse

StoryDrive

12. und 13. Otkober 2011

StoryDrive-Konferenz der Frankfurter Buchmesse

Newthinking Communications

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