Was ist eigentlich „TINAG“?

This Is Not A Game und alles ist real – Wer bereits an dem einen oder anderen Alternate Reality Game teilgenommen hat, der ist sicher auch schon einmal über die Abkürzung TINAG gestolpert. Dabei handelt es sich nicht etwa um die junge, höchst attraktive, brünette Frau namens TINA G., die wie von Andrea Philips bereits mehrmals aufgezeigt in fast jedem Alternate Reality Game die Aufmerksamkeit der männlichen Teilnehmer auf sich zieht.

Statt dessen ist es eine Abkürzung für „This Is Not A Game“ und legt den Betrachtungswinkel der fitiven Figuren auf das ARG fest. Dave Szulborski beschreibt dies in seinem gleichnamigen Buch „This Is Not A Game„, das inzwischen auch als Kindle Edition für unter 10,- Euro erhältlich ist und jedem der etwas in Richtung Alternate Reality Games machen möchte ans Herz gelegt sei, wie folgt:

„What began as a simple catch phrase for the idea that an alternate reality game should never admit it is a game, has come to encompass and convey a myriad of thruths about ARGs on multiple levels. On each level, „this is not a game“ accurately captures both the scope and potential of alternate reality games, in a way that seems almost eerily prescient, considering the rather straight forward origin of the phrase […]“
– Dave Szulborski, This Is Not A Game, ISBN 1-4116-2595-1

TINAG tauchte das erste Mal im Zusammenhang des Alternate Reality Games „The Beast“ auf. Hier stand ganz eindeutig der Realitätscharakter des ARGs im Vordergrund, für den das Spiel selbst zu keiner Zeit behaupten sollte ein Spiel zu sein.

Aus dieser Anschauung heraus festigte sich das Schlagwort über die Jahre hinweg und beschreibt nun auch den Betrachtungswinkel der fiktiven Charaktere auf das ARG und auf die reale Außenwelt. Dee Cook hat dies auf dem diesjährigen ARGFest in Bloomington, IN, noch einmal zusammengefasst und Daves Definition erläutert:

„This Is Not A Game is the point of view of the characters of the ARG and is not ment to be the pov of the players“
Dee Cook

Interessant und wichtig gleichermaßen ist dabei, dass TINAG nicht die Sicht der Spieler auf das ARG meint. Diese erzählen sich ganz natürlich über das Alternate Reality Game, wenn sie über dessen aktuellen Entwicklungen sprechen. Hier kommt jedoch eine weitere Komponente ins Spiel, denn die meisten Teilnehmer blenden zu diesem Zeitpunkt die Fiktion insofern aus, als dass sie es für reales Geschehen betrachten.

Im Hinterkopf ist natürlich jederzeit klar, dass es sich um ein Spiel handelt, aber ein ständiges Gespräch genau darüber würde den Realitätscharakter des ARGs zerstören. Deswegen wird nur selten darüber gesprochen.

Das Schlagwort „This Is Not A Game“ hielt inzwischen sogar Einzug in die Roman- und Thrillerwelt. Der Autor Walter Jon Williams veröffentlichte 2009 (digitale Fassung) einen Roman mit dem Titel „This Is Not A Game„. Natürlich ist auch hier der Name Programm und es geht um eine Gruppe, die Alternate Reality Games auf der ganzen Welt organisiert, bis ein Mord geschieht, durch den die Organisatoren plötzlich zu Teilnehmern werden.

Dog Tale Media

Wir freuen uns heute sehr, euch mit diesem Artikel den Auftakt zu einer weiteren, neuen Artikel-Reihe hier auf dem ARG-Reporter vorstellen zu können: Immer an einem Donnerstag, in unregelmäßigen Abständen, werden wir in dieser Kategorie Unternehmen oder Agenturen vorstellen, die im Bereich Alternate Reality Games/Transmedia Storytelling positiv aufgefallen sind.

Den Anfang der neuen Reihe macht Dog Tale Media. Hinter diesem niedlich klingenden Namen verstecken sich drei Power-Frauen aus der Welt der Alternate Reality Games. Es handelt sich dabei um Dee Cook, Marie Lamb und Michelle Senderhauf. Alle drei waren bereits lange vor der Unternehmensgründung im September  2009 als ARG-Designer und Storyteller tätig. Zu ihren früheren Werken gehört zum Beispiel das Mitwirken in Ruby’s Bequest, World Without Oil, True Blood: Bloodcopy.com oder auch zusammen mit Dave Szulborski das Projekt The Host: Monster Hunter Club.

Dog Tale Media (oder kurz DTM) hat sich auf auf eigene Kampagnen und kreative, transmediale Lösungen für Nischen- und Kleinunternehmen spezialisiert, die eine innovative, neue Ansprache ihrer Zielgruppe wünschen. Sie bringen dabei ihre eigne Erfahrung in Design, Community Building und Storytelling in die Projekte ein. Schon bei der Konzeption wie auch später bei der Umsetzung erfolgt eine enge Verzahnung von neuen Medien mit bereits existierendem geistigen Eigentum. Auch vor der Zusammenarbeit mit anderen Agenturen macht DTM dabei nicht halt.

Ford Focus Rally: America

Das aktuellste Projekt der drei ist die Zusammenarbeit mit Undercurrent und Team Detroit am Projekt „Focus Rally: America“ gewesen. Zum Abschluss unseres Auftakt-Artikels könnt ihr Euch nun noch einen Eindruck von der Ford Focus Rally: America mittels des folgenden Videos machen:

[youtube]yA8_n6uI_ws[/youtube]

Wer die drei Damen von Dog Tale Media übrigens einmal persönlich treffen will, der hat beim diesjährigen ARG-Fest-o-Con in den USA beste Chancen dazu.

Untenehmens-Kurz-Facts:

Unternehmen: Dog Tale Media

Gegründet: 2009

Website: www.dogtalemedia.com

Letzte Projekte: Ford Focus Rally: America, Ruby’s Bequest, Bloodcopy

Welche anderen, interessanten Unternehmen sollen wir Euch demnächst hier auf dem ARG-Reporter vorstellen? Oder habt ihr sogar ein eigenes Unternehmen, dass in diesem Bereich tätig ist, und das hier auf der Seite mit aufgeführt werden soll? Dann schreibt Euren Vorschlag bitte mit einer kurzen Vorstellung an unternehmen@argreporter.de. Ihr könnt natürlich auch gern hier in den Kommentaren Vorschläge für zukünftige Unternehmensvorstellungen machen.

World Without Oil gewinnt den SXSW Web Award

Vor kurzem haben wir ja schon davon berichtet, dass World Without Oil zu den Finalisten der diesjährigen SXSW Web Awards gehört. Nun stehen die Sieger fest und World Without Oil gewinnt in der Kategorie Activism.

Das Alternate Reality Game förderte das soziale Bewusstsein der Teilnehmer in Bezug auf alternative Möglichkeiten als Ausweg aus der Ölkrise. Dabei kam eine Vielzahl von Ideen, Vorschlägen und Verbesserungen zusammen, die in den verschiedensten Blogs, Foren und auf anderen Webseiten dokumentiert sind. Inzwischen steht dieses Material sogar für Lehrer zur Verfügung, die dazu eine oder mehrere Unterrichtseinheiten realisieren können.

Herzliche Gratulation zum SXSW Web Award und zu diesem gelungenen ARG, liebe Puppetmaster! (Dazu gehören unter anderem Dee CookMichelle Senderhauf, Marie Lamb, Jane McGonigal, Krystyn Wells, Ken Eklund und einige weitere.)

 

World Without Oil unter den Finalisten – Gratulation

Die Finalisten der inzwischen elften SXSW Web Awards wurden vor kurzem veröffentlicht. Wer die Liste genauer studiert, findet dabei in der Gruppe Activism auch einen Kandidaten, der im Sommer des letzten Jahres auf der ganzen Welt für Aufmerksamkeit gesorgt hat: World Without Oil.

Die Puppetmaster dieses Alternate Reality Games hatten es sich zum Ziel gesetzt, auf die drohende Ölknappheit aufmerksam zu machen und gemeinsam mit allen Teilnehmern nach Alternativen zu suchen. Die Diskussionen über alternative Möglichkeiten führten dabei zu über mehr als 1500 Blogbeiträgen, Audiomitschnitten, Videos, Emails und Bildern.

Wir gratulieren dem Puppetmasterteam zu dem unter anderem Dee CookMichelle Senderhauf, Marie Lamb, Jane McGonigal und Krystyn Wells gehörten zu diesem tollen Erfolg!

15 Fragen an Dee Cook

Dee CookDee Cook ist 35 Jahre jung, Mutter von zwei Töchtern, zwei Katzen und zwei Hunden und lebt in Austin, Texas, in den vereinigten Staaten. Sie hat nicht nur schon für unsere Freundesseite ARGNet geschrieben, sondern betreibt auch ihren eigenen Blog namens Addlepated. Unter diesem Namen ist sie wahrscheinlich auch den meisten Argonauten in den unForums bekannt.

Heute schreibt sie zur Abwechslung einmal bei uns, denn sie weiht uns in einige Geheimnisse aus ihrem bisherigen ARG-Leben ein, und was da so alles passierte ist wirklich interessant.

1) About when and how did you get in touch with ARGs?

In 1994 I discovered Usenet. Back then, there were few enough newsgroups that you could browse through them, picking out the ones that you wanted to subscribe to. Being a Pink Floyd fan, I subscribed to alt.music.pink-floyd. I soon got caught up in the mystery of Publius Enigma, which has been stated by some to be the first ARG. It’s still unsolved (and abandoned) after 13 years, by the way.

In 1999, I was a devout lurker on the Blair Witch Project. The amount of back story and mythology the creators made was really inspiring. I was really tickled at the alternate history that they created.

In 2001, I was a beta tester for Majestic, and following links about games of that nature eventually led me to the forums at ARGN.net. I remember being thrilled with the little trail that accompanied the movie The Ring. After my daughter was born that year, I lost my bookmark for ARGN and spent quite some time trying to remember what the name of the genre was called. Finally, someone on another board pointed me in the right direction in the summer of 2003, and I’ve been rooted to the spot ever since.

2) Did you take part in some ARGs as a player, too? Which?

I discovered the original Chasing the Wish during its last month, so never got to play it, much to my regret. At that time, just about all the ARGs were grassroots and the puppetmasters would wait until one game was done until they launched the next one. These days we are blessed with an abundance of games! In any event, I anxiously awaited the launch of Acheron in late ’03 and devotedly played through its end. I even helped out behind the scenes a bit.

I was also active as a player in the first half of Last Call Poker, as well as the entirety of Who is Benjamin Stove.

3) In which ARGs have you been Puppetmaster/BHTS and what was your job in those?

I helped behind the scenes with Acheron, writing the journal of a minor character. In 2004 I worked on Dread House, where I mainly played Amanda Graves/Ed Vargas. I also did some web design and other incidental writing and graphics work. In 2005 I was involved in ARGTalk, playing Suzee Jones, A Fan, and ScaryClown, and I even managed to write a few puzzles. Later in 2005 I worked on Omnifam, where I wrote a blog and some articles about Hylie Atkins. Finally, in 2006 I worked on Catching the Wish, where I played the role of Sarah Wyatt. Of course, in grassroots games all the puppetmasters tend to be jacks of all trades and roles are not set in stone, so there’s a lot of overlap in terms of who does what.

4) Which ARG do you like best and why?

Gosh, I don’t think I could pick a favorite. There are just too many well-made games out there to single any out. My preference is for games that have a degree of realism, where I can close my eyes and imagine that I really could be part of the story. I love the blur.

5) Which was the funniest/nicest happening while doing/playing an ARG?

I’ve had some really wonderful experiences playing different characters. At ARGFest in 2004, I met Dread House player Pixiestix, who was wearing a shirt that said „I helped kill Ed Vargas,“ which I thought was hilarious. There have also been some really wonderful conversations with players both in character and out. When I’m writing characters, I become so deeply involved in them that for a long time afterwards, it’s hard to let them go. In some ways I become as immersed, or even more so, than the players. And that’s nice – to have that little escape from my own life.

6) Are there any memories to happenings that you wanted to forget about?

There was one time during Dread House that one of our web hosts became compromised and the hacked home page had this awful picture of dead bodies on it. After the host regained control of the server, to add insult to injury, they didn’t restore the prior index pages and the directory was browseable, so players were able to see some stuff with my real name on it. Not only were we hacked, but I was outed in one fell swoop.

7) How do you explain ARGs to your family / friends / relatives and how do they react?

This has got the be the hardest thing about the genre – trying to explain it to others. Usually I’ll tell them it’s like playing a murder mystery, only online, and over weeks or months rather than hours. Anything further and their eyes tend to glaze over.

8) Which 3 things does an ARG really need to have, to be a good ARG in your opinion?

Story, story, story.

Flashy websites are nice, oodles of live events are nice, something in the post every day is nice, but the ARGs I’ve enjoyed most always have a good story.

Beyond that, some innovation is good to have. There are a million ways to tell a story and there are so many untapped resources out there. It’s nice to see someone blaze a trail and do something that makes the audience’s eyes widen.

9) Do you have a favourite character from an ARG?

I loved Tucker Darby from Who is Benjamin Stove. Jim Gunshanan has a wonderful writing style and he’s truly a joy to read and interact with.

10) What are you currently working on? (if you may tell us/are allowed to tell us 😉 )

The one thing that I can tell you about is that I will be involved in World Without Oil, coming the end of April. This will be a serious game (about an oil shortage) that will allow the audience to collaborate in the story and influence its direction. I think it’s going to be really exciting! Otherwise, my lips are sealed.

11) Which puzzle from past ARGs do you like best/was real fun? Can you tell us why?

You know, I’m really not very good with puzzles at all, so a lot of the time I just ignore them and let the puzzlers have their way with them.

12) Do you have something like a „phrase“/“objective“ which you follow while organizing and running an ARG?

Sometimes I lose sight of the fact that I’m making a game because it’s fun to make. I’ll find that I’m getting too caught up in the politics or tiny details and losing sight of the big picture – that we’re here to have a good time. Once I remember that, everything magically falls back into place.

Origami Kraniche für Dread HouseAt one point during Dread House when tension and tempers were high, I spent a long time devising a puzzle that required the players to make origami cranes. I must have had 20 cranes lying around the house in various states of disrepair, and I was getting frustrated at the paper, myself, the printer, the PDF conversion, everything. So I sat down and told myself that this was supposed to be fun, so it was time to make it so. One of the peripheral characters in the game was known for shredding pieces of paper and leaving it in piles underground. I took a couple of cranes and tore them into little pieces, piling them up on the ground. Then I posed some more cranes around the carnage in a menacing way. Deciding it wasn’t gory enough, I splattered red food coloring on everything and took pictures.

The other PMs told me that I needed to get out more. But it was fun, and I still smile about it today.
13) Do you remember a situation, in which you wanted to give up anything? What happened?

No, not really. I think I’d stick through just about anything to the bitter end.

14) Was there something like a favourite item from an ARG that you didn’t want to give away, but you had to, because the IG-Character had to?

Not personally, but I was pretty jealous of the players that got the masks in Catching the Wish.

15) How do you see the future of ARGs?

Ah, for a crystal ball. I see the trend of audience interactivity continuing. Whether ARGs, as they’re known today, will be around in five years, I don’t know. Considering that there has been a steady rise in games since 2001, I’ll venture to say that it’s an art form that will be around for a while. Will there someday be a successful ARG for ARG’s sake model? No idea. But as far as the commercial models out there now, I think that marketing is doing very well with it, and I hope to see it continue and expand into other arenas soon.

Thank you very much for taking the time to answer our questions.